Zwischen Ordnung und Chaos – systemische Navigation in komplexen Umfeldern
Organisationen leben zwischen Stabilität und Veränderung. Systemische OE zeigt, wie Führung in komplexen Umfeldern navigieren kann – ohne in Kontrollwunsch oder Beliebigkeit zu verfallen.
„Entweder alles wird zerredet – oder es wird über unsere Köpfe hinweg entschieden.“ – Diese Aussage fiel in einem Teamworkshop eines sozialen Trägers aus Brandenburg. Sie beschreibt das Spannungsfeld vieler Organisationen, die sich im Wandel befinden: Zwischen dem Wunsch nach Klarheit und der Angst vor Überregulierung, zwischen zu viel Struktur und zu wenig Orientierung.
Systemische Organisationsentwicklung versteht diese Spannung nicht als Fehler – sondern als Kennzeichen lebendiger Systeme. Ordnung und Chaos sind keine Gegensätze, sondern Pole eines Kontinuums. Und Organisationen müssen ständig zwischen beiden navigieren.
Warum das besonders in KMU relevant ist:
In inhabergeführten Unternehmen, wo Entscheidungswege kurz sind und Veränderung oft schnell umgesetzt wird, entsteht leicht eine Überbetonung des einen oder anderen Pols:
Wird alles durchreguliert, fehlt Beweglichkeit.
Wird alles offen gelassen, fehlt Verlässlichkeit.
Beispiel: In einem mittelständischen IT-Unternehmen wurden agile Methoden eingeführt – aber ohne klare Orientierung, welche Entscheidungsräume wirklich existieren. Die Folge: Chaos. Mitarbeitende fühlten sich allein gelassen, Führungskräfte zogen sich zurück. Erst durch die bewusste Setzung von Leitplanken („Was darf variiert werden – und was nicht?“) entstand ein neues Gleichgewicht.
Systemische Navigation zwischen den Polen:
Statt Kontrolle: Vertrauensvolle Klarheit
Statt Beliebigkeit: Transparente Leitplanken
Statt starrer Pläne: Feedbackschleifen und Iterationen
Praxisimpuls:
Ein Brandenburger Pflegeanbieter nutzte eine einfache Struktur: In jeder Teamsitzung wurden zwei Fragen gestellt – „Was gibt uns gerade Halt?“ und „Wo braucht es mehr Beweglichkeit?“ Diese wiederkehrende Reflexion half, Dynamiken im Team zu erkennen und Entwicklungen frühzeitig zu gestalten – ohne jedes Mal eine Reorganisation zu starten.
Fazit:
Organisationen sind keine Uhrwerke, die auf perfekte Ordnung getrimmt werden können. Sie sind lebende Systeme, die sich permanent ausbalancieren müssen. Systemische OE bietet Werkzeuge, um diese Balance aktiv zu gestalten – zwischen Orientierung und Offenheit, Struktur und Flexibilität. Denn wer beides gleichzeitig im Blick behält, schafft nicht nur Stabilität, sondern auch Entwicklung.
Ich bin Daniela Wilberg, systemische Organisationsentwicklerin. Wenn Sie mehr erfahren möchten: Lesen Sie gern weitere Artikel oder treten Sie mit mir in Kontakt.