Was hält Organisationen wirklich zusammen? – Systemische Perspektiven auf Zusammenhalt
Manchmal ist unklar, was und wie Halt entsteht.
"Wir haben ein gutes Organigramm – aber irgendwie fehlt uns der Zusammenhalt." Diesen Satz hörte ich vor einiger Zeit in einem Beratungsgespräch mit der Geschäftsführung eines familiengeführten Maschinenbauunternehmens aus dem Raum Potsdam. Das Unternehmen war gewachsen – schnell, erfolgreich, doch auch mit Nebenwirkungen: neue Mitarbeitende, neue Strukturen, neue Kommunikationswege. Und plötzlich war da dieses diffuse Gefühl: Wir sind nicht mehr eins. Jeder macht sein Ding.
Was Organisationen (wirklich) zusammenhält:
In systemischer Sichtweise sind Organisationen keine Maschinen, die man einmal richtig justiert – und dann laufen sie. Sie sind soziale Systeme, die sich durch Kommunikation strukturieren. Zusammenhalt entsteht dort, wo wiederkehrende Muster Vertrauen erzeugen – und ein geteiltes Bild vom gemeinsamen "Wozu" entsteht.
Anders gesagt: Teams und Organisationen leben nicht nur von Stellenbeschreibungen und Prozessen, sondern von Beziehungsmustern, Geschichten, Ritualen und gemeinsam geteilten Überzeugungen. Diese sind selten formal beschrieben, aber hoch wirksam.
Ein Blick unter die Oberfläche:
In einem Dienstleistungsunternehmen in Brandenburg, ebenfalls inhabergeführt, entstand ein ähnlicher Bruch. Der Seniorchef hatte die Geschäftsführung an seine Tochter übergeben. Auf dem Papier funktionierte alles. Doch unter der Oberfläche brodelte es: Die Mitarbeitenden wussten nicht, welche Haltung nun gültig war. Die informellen Machtachsen waren nicht deckungsgleich mit der neuen Führungsstruktur. Die Folge: Frust, Reibung, Rückzug. Erst durch ein Format zur gemeinsamen Narrativarbeit – "Wie haben wir Krisen in der Vergangenheit überstanden?" – konnte wieder ein gemeinsames Bild entstehen, an das die neue Führung anschließen konnte.
Elemente systemischen Zusammenhalts:
Gemeinsame Sprache und Metaphern: In einem Handwerksbetrieb war das Wort "Familie" zentral. Doch nicht alle verstanden dasselbe darunter. Ein Workshop half, die impliziten Erwartungen dahinter zu klären.
Rituale: Ob Montagsrunde, Sommerfest oder die berühmten "Kuchen-Freitags" – Rituale geben Halt und schaffen Zugehörigkeit.
Geschichten: Welche Geschichten werden im Unternehmen erzählt? Über den Gründer, über Krisen, über "echte Heldentaten" im Alltag? Diese Narrative transportieren Werte.
Warum KMU besonders profitieren:
Gerade kleinere, unternehmergeführte Organisationen leben stark von Beziehungen. Die informelle Seite – also wer mit wem wie kommuniziert, entscheidet, fühlt – ist oft wirkmächtiger als die formale Struktur. Systemische Organisationsentwicklung hilft, diese Dynamiken sichtbar und besprechbar zu machen.
Fazit:
Zusammenhalt in Organisationen ist kein Zustand – er ist ein Prozess. Und dieser Prozess braucht Aufmerksamkeit, Raum und Sprache. Systemische OE liefert dafür keine Patentrezepte, aber gute Fragen, kluge Formate und ein Verständnis für das, was unter der Oberfläche wirkt. Wenn Teams wieder zueinander finden, weil sie verstehen, was sie verbindet, entsteht ein echter Unterschied – nicht nur im Miteinander, sondern auch in der Leistungsfähigkeit der Organisation.
Denn wie ein Geschäftsführer einmal zu mir sagte: "Wenn wir uns wieder als Mannschaft fühlen – dann ist fast egal, welches Spiel kommt. Wir spielen zusammen."
Systemische Haltung: Entwicklung statt Steuerung
Systemisch denkende Organisationen steuern nicht gegen Widerstände, sondern arbeiten mit ihnen. Sie fragen: Was will uns das System sagen? Wo ist Energie, wo Stagnation? Erfolg wird nicht gemacht – er wächst aus Beziehung, Sinn und gemeinsamen Erfahrungen.
Sie möchten Veränderung mit Tiefe und Wirkung gestalten? Ich begleite Sie mit systemischer Klarheit – für einen Wandel, der trägt.
Ich bin Daniela Wilberg, systemische Organisationsentwicklerin. Wenn Sie mehr erfahren möchten: Lesen Sie gern weitere Artikel oder treten Sie mit mir in Kontakt.